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Pfister spielt gern Hammondorgel im Stil von Jimmy Smith und Jimmy McGriff. Und wenn Ihre elektronischen Ohren gespitzt sind, dann sollten Sie jetzt oder bald Jimmy McSmith hören...bald. Wenn Sie immer noch nichts hören, wird Pfister wohl am Grill stehen und sich die fettigen Hände abwischen, um die Hammmondorgeltastatur nicht zu verschmieren...so, jetzt...Wollten Sie nicht noch die Wäsche aufhängen oder endlich mal...? Gehen Sie doch rasch auf einen Schwatz zu ihrem Nachbarn oder lesen Sie etwas im Pfister. Es dauert vielleicht etwas, bis das Stück geladen ist. 

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G L U E C K



 

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Pfister wurde inzwischen ungeduldig, die ersten Steaks waren tellerreif. Bärtschi hatte ihn eben übers Grillieren ausgefragt, Camenzind ein Geruchskompliment geschafft, “riecht super”. Claudia war aufgestanden, um nachzuschenken und eine nächste Flasche zu öffnen, Drehverschluss, als sie Martin in der Stube mit den Tellern daherkommen sah und sich nun bereitstellte, ihm zu helfen.

Niemand wollte oder ahnte im Moment Schlimmes, niemand verspürte unangenehme Verantwortlichkeiten, alles war entspannt, es lief gut, für alle gut. Frederik erhob sich, trabte hinter seinem Vater her und bot sich an, das Besteck zu verteilen. Camenzind lehnte sich zurück und liess sich von der Sonne bescheinen. Pfister freute sich auf die Ankunft der Teller. Bärtschi schaute sich das gefüllte Weinglas an. Und vor allem, die Gitarre fühlte sich wohl, stand genau am richtigen Ort, für alle zu sehen, ein schönes Instrument, ein Stilleben gab sie her, die Gitarre, sehr schön. Wenn jetzt alle an dieser Schönheit und Gelassenheit Beteiligten noch gewusst hätten, dass Pfister ein leidenschaftlicher Hammondorgelspieler war, dass Pfister an der Orgel ins Tanzen kam und dabei weiterhin Orgeljazz herausdrückte, improvisierte, eigentlich ein unentdecktes Talent war, wie noch schöner wäre das.

Pfisters ganzer Sexappeal stand sozusagenau visavis vom Grill auf der andern Seite der Mauer im Arbeitszimmer, da stand die Hammondorgel. Spielte Pfister auf der Hammondorgel, dann ging die Post ab. An der Hammondorgel war er Sohn, ein richtiger Sohn, versöhnt schwenkte er seinen Hintern und klatschte die Hände auf die Tasten. Sie stand ihm von Tag zu Tag besser, die Hammondorgel, und war das ideale Instrument für stramme Bäuche. Die Hammondorgel hatte, unbenutzt im Arbeitszimmer herumstehend, den Sexappeal einer Schweglerschen Modelleisenbahn. Kam aber Pfister und drückte den Stromschalter, sofort versprühte und schenkte sie die Erotik, die Modelleisenbahnen in sich hineinfrassen, die Modelleisenbahnen in Kipploren, Tankwagen und Stückgutwagen im Kreis herumfuhren und heimlich in Tunnels abluden, um die oben zackigen, unten sanftgrünen Modellpappeberge zu stützen und aufzublähen. Haarscharf hätte Pfister sich eine solche Modelleisenbahnanlage angeschafft. Mit der Hammondorgel aber lenkte er den Strom in sich hinein und zeigte den Strom in der für Frauen begreifbaren Form, der Form des tanzenden Buben, der damit seinen Eifer zeigte ein Mann zu werden, und nicht jener des spielenden Mannes, der sich miniaturisierte. So sprach Pfister mit der Hammondorgel in idealer Weise sowohl das Mütterliche, wie Töchterliche in Heidi an, was zusammen einen optimalen Sexappeal ergab, super war das. Pfister und die Hammondorgel verbanden bubigen Spiel- und Entdeckungseifer mit männlichem Versprechen und Verantwortungsgefühl, ein Superinstrument, einfach ein Pfisterinstrument, jawohl.

“Spielen Sie etwa auch ein Instrument?”, fragte Bärtschi als er den Teller hinhielt, um sich von Pfister ein Riesensteak hineinlegen zu lassen.

 “Allerdings. Es steht neben dem Grill auf der andern Seite der Hausmauer. Hammondorgel.”

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